Commando Cannstatt: Eine tiefgehende Analyse der Fangruppierung

 

Ursprung und Geschichte

Unter der Fangruppierung Commando Cannstatt (häufig auch als „CC97“ abgekürzt) wird eine Fan-Gruppierung bezeichnet, die bereits im Jahr 1997 gegründet wurde. Sie gilt als eine der bekanntesten und einflussreichsten Ultra-Gruppierungen der deutschen Fan-Szene. Wie der Namensbestandteil „Cannstatt“ bereits vermuten lässt, bezieht sich dieser auf den Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt. Dieser ist für die Ultra-Gruppierung ein bedeutender Stadtteil, da sich hier die Mercedes-Benz Arena – das Heimstadion des VfB Stuttgart – befindet. Das Commando Cannstatt war ursprünglich eine Bewegung junger, fußballbegeisterter Fans, die sich bewusst gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Sports stellten. Ihr Ziel war es, dieGußballkultur stattdessen wieder zurück zur Authentizität und Ursprünglichkeit zurückzuführen. Als zugrunde liegener Club wurde der VfB Stuttgart bereits im Jahr 1893 gegründet. Aufgrund seiner Historie zählt er heute zu den traditionsreichsten Fußballvereinen in Deutschland. Mehrere Meister- und Pokaltitel zieren die Vitrine des „Vereins für Bewegungsspiele“. Dadurch spielt er heute nicht nur sportlich, sondern auch mit seiner Fankultur eine große Rolle in der Geschichte des deutschen Fußballs.

 

Strukturen und Organisation

Commando Cannstatt versteht sich als sogenannte „Ultragruppe“. Daher unterscheidet sie sich in ihrer Organisation stark von klassischen Fanclubs. Die Gruppe agiert als kollektive, basisdemokratisch organisierte Gemeinschaft. Es gibt keine öffentlich bekannten offiziellen Sprecher oder Vorsitzenden. Wichtige Entscheidungen werden meist im Konsens getroffen oder in kleineren Führungskreisen abgestimmt. Die Struktur der Gruppe ist klar hierarchisch aufgebaut, jedoch nach außen hin verschlossen. Es existieren verschiedene Rollen innerhalb der Organisation, beispielsweise für Choreografie, Logistik, Kommunikation und Fanmaterialien. Zwar werden Mitgliederzahlen nicht öffentlich gemacht. Allerdings wird geschätzt, dass mehrere hundert Personen direkt dem Commando Cannstatt angehören. Darüber hinaus identifizieren sich noch eine große Zahl weiterer Fans mit der Gruppe oder nehmen an ihren Aktionen teil. Davon abgesehen bestehen Untergruppen oder befreundete Gruppierungen, die mit dem Commando kooperieren. Trotz allem fungiert die Gruppe weitgehend unabhängig und setzt auf eine straffe interne Struktur und starke Loyalität.

 

Aktivitäten und Engagement

Das Commando Cannstatt sieht sich nicht nur als Unterstützung für den VfB Stuttgart während der 90 Minuten im Stadion, sondern als permanente Stimme der aktiven Fanszene. Zu den zentralen Aktivitäten zählen aufwendige Choreografien, Auswärtsfahrten, die Koordination der Kurvengesänge und ein kritisches Auge auf die Entwicklungen im modernen Fußball. Das Engagement geht über reine Stadionpräsenz hinaus. Die Gruppe übernimmt eine Mitverantwortung für die Atmosphäre und das Erscheinungsbild der Cannstatter Kurve, die als das Herz der VfB-Fanszene gilt. Außerdem beteiligt sich die Gruppe an sozialen Projekten und setzt sich für die Rechte der Fans ein – etwa bei Protesten gegen Montagsspiele, personalisierte Tickets oder überzogene Sicherheitsmaßnahmen.

 

Kontroversen und Herausforderungen

Wie viele andere Ultra-Gruppen geriet auch das Commando Cannstatt in der Vergangenheit immer wieder in den Fokus von Polizei und Medien. Kritik entzündete sich an Pyrotechnik, Platzstürmen oder Konfrontationen mit rivalisierenden Fangruppen und der Polizei. Besonders hitzig war die Debatte rund um bestimmte Auswärtsspiele oder bei Protestaktionen gegen den DFB. Eine zentrale Herausforderung für das Commando Cannstatt besteht darin, das Gleichgewicht zwischen Rebellion und Regelkonformität zu finden. Sie stehen unter dem Druck, eine eigene Identität zu bewahren, ohne den Verein oder die gesamte Fanszene in Verruf zu bringen. Zudem müssen sie sich immer wieder mit der Frage auseinandersetzen, wie weit man in seinem Engagement gegen den modernen Fußball gehen darf – und wo Grenzen überschritten werden.

 

Bedeutung und Einfluss

Commando Cannstatt ist mehr als nur eine Fangruppe – sie verkörpert eine ganze Lebenseinstellung. Für viele junge Fans ist sie Identifikationspunkt, Vorbild und Sprachrohr. Innerhalb der Fankultur des VfB Stuttgart nimmt sie eine zentrale Rolle ein, was sich auch in der Organisation der Kurve zeigt: Sie gibt den Takt vor, sie bestimmt, was auf Bannern steht, und sie setzt durch, welche Themen die Fanszene diskutiert. Der Einfluss der Gruppe ist nicht nur auf den VfB Stuttgart begrenzt. Innerhalb der deutschen Ultrabewegung genießt sie hohes Ansehen und gilt als Pionier im Hinblick auf Kreativität, Organisation und Fanpolitik. Ihre Werte – bedingungslose Unterstützung, Leidenschaft, Autonomie – prägen nicht nur die Cannstatter Kurve, sondern auch viele andere Fangruppen bundesweit.

 

Fazit

Commando Cannstatt ist eine der prägendsten Fangruppierungen Deutschlands – mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Sie ist stark strukturiert, ideologisch gefestigt und tief mit dem VfB Stuttgart verwurzelt. Ihre Organisation basiert auf Loyalität, Einsatz und kollektiver Verantwortung. Trotz oder gerade wegen ihrer Konfrontationen mit Autoritäten hat sie sich einen festen Platz im Herzen der Fanszene erarbeitet. Wer die Fankultur des VfB Stuttgart verstehen will, kommt am Commando Cannstatt nicht vorbei. Sie ist nicht nur Sprachrohr, sondern Seele der Kurve – und ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie stark die Verbindung zwischen Fußball und Identität sein kann.

 

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Bildquelle: https://pixabay.com/photos/stadium-football-arena-730240/